Weiterhin sollte die Ursache herausgefunden und abgestellt bzw. behandelt werden. Dazu kann z.B. die medikamentöse und heilpflanzenkundliche Behandlung von Primärerkrankungen wie z.B. Cushing oder EMS gehören, eine Anpassung / Veränderung der Fütterung und Haltungsbedingungen, das Entfernen von Giftpflanzen von der Weide oder den Weidenrändern, den Austausch des Auslaufbodens und so weiter.
Natürlich sollte auch der Huf schonend und fachgerecht bearbeitet werden. Ausserdem gilt es Pro und Contra von verschiedenen Lösungen abzuwägen: Rehebeschlag, ja oder nein? Hufschuhe? Wie lange Polsterverband? Und so weiter. Ideal als Berater sind Huforthopäden wie z.B. Dr. Constanze Rasch (Autorin des Buches "Diagnose Hufrehe"), die sich mit dem Thema intensiv beschäftigt haben und darauf spezialisiert sind.
Der Grad zwischen Tierschutz und Zielführung ist hierbei nicht immer einfach einzuhalten wie man an der Frage "Schmerzmittel: Ja oder nein?" erahnen kann. Denn auf der einen Seite sind wir verpflichtet, unseren Pferden so viel Leid wie möglich zu ersparen, auf der anderen Seite hat der Schmerz eine sehr wichtige Schutzfunktion vor Überlastung des geschwächten Hufapparats. Denn ein Pferd, das keinen Schmerz spürt, denkt nicht daran, den Huf zu schonen. Dann müssen wir diese Achtsamkeit übernehmen und Maßnahmen wie z.B. Boxenruhe ergreifen.
Sofortmaßnahmen in der Hufrehe-Behandlung
- Tierarzt (Hufrehe-Spezialist) verständigen
- Hufrehe-Hufe kühlen
- Sohlen-Polster-Verband am Hufrehe-Huf anlegen (lassen)
- Hufrehe-Auslöser abstellen
- Blutegel ansetzen lassen / Aderlass
- Hufschmied/Hufpfleger informieren
- Bewegung vermeiden / Boxenruhe
- Für weichen Untergrund sorgen
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1. Tierarzt verständigen!
An erster Stelle der Hufrehe Behandlung steht im Akutzustand die sofortige Verständigung des Tierarztes. Bis zu seinem Eintreffen und auch nach seinem Besuch sollten die betroffenen Hufrehe-Hufe gekühlt werden. Am besten stellen Sie das von Hufrehe betroffene Bein einfach in einen Eimer mit sehr kaltem Wasser. Wenn das nicht geht, bietet sich ein Anguss-Verband an oder dauerhafte Kühlung mit einem Wasserstrahl. Außerdem sollte ein Polster aus Polsterwatte auf der Sohle angebracht werden (wie genau das funktioniert ist unter anderem nachzulesen in Konstanze Raschs Buch „Diagnose Hufrehe“).
2. Medikamente
Um die Zeit bis zum Eintreffen des Tierarztes zu überbrücken, wird manchmal die Gabe von Acetylsalicylsäure (Aspirin) oder anderen Schmerzmitteln/Entzündungshemmern empfohlen. In der Fachliteratur ist die Gabe von Schmerzmitteln und Entzündungshemmern zur Hufrehe Behandlung grundsätzlich sehr umstritten. Sicher ist, dass es bisher kein Medikament gibt, das Hufrehe tatsächlich heilen könnte (ebd.: 109). Schmerzmittel lindern nur die Symptome der Hufrehe - können aber auch schädlich sein (Zum Beispiel kann Acetylsalicylsäure die Magenschleimhaut schädigen [ebd.: 108]). Sollten Sie sich dennoch für die Gabe von Schmerzmitteln bei einem akuten Hufrehe-Schub entscheiden: Tun sie dies nie ohne Ihren Tierarzt. Sprechen Sie alles mit ihm ab – zur Not telefonisch. Und denken Sie gegebenenfalls an ein Magenmittel (o.a.), um die negativen Auswirkungen der Medikamente ein wenig aufzufangen.
3. Boxenruhe
Selbstverständlich gehört das an Hufrehe erkrankte Pferd sofort von der Koppel genommen. Alles energiereiche Futter sollte ihm entzogen werden. Allerdings muss frisches, schnell erreichbares Wasser vorhanden sein. Aufregung und Bewegungszwang sollten unbedingt vermieden werden. Um es anders zu sagen: alle Faktoren, die Hufrehe auslösen können, müssen sofort abgestellt werden. (Mehr dazu hier…)
Das Hufrehe-Pferd sollte auf einer weichen und nicht fressbaren Unterlage stehen (zum Beispiel ein Sand-Sägespäne-Gemisch). Es sollte keiner Aufregung und keinem Bewegungszwang ausgesetzt sein und sich möglichst wenig bewegen müssen. Die meisten Hufrehe-Experten empfehlen im Akutzustand der Hufrehe KEINE Bewegung. (Nur der Vollständigkeit halber: Dr. Hiltrud Straßer findet das Gegenteil richtig. Nachzulesen in Ihrem Buch „Hufrehe (Laminitis)“. Darum aber dennoch nicht zur Nachahmung zu empfehlen.)
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4. Blutegel / Aderlass
aut Dr. Constanze Rasch hat sich vor allem die Blutegeltherapie „als eine überaus effektive Maßnahme bei der akuten Hufrehe erwiesen“. Die Blutegeltherapie führen einige Tierärzte, vor allem aber Tierheilpraktiker zur Hufrehe-Behandlung durch. Wenn Sie ein zu Hufrehe neigendes Pferd haben, empfiehlt es sich, rein prophylaktisch bereits im Vorfeld, einen entsprechenden Therapeuten zu suchen, den Sie im Hufrehe-Notfall dann schnell verständigen können. Denn je schneller die Blutegel zum Einsatz kommen, desto wirksamer sind sie. (ebd.: 111-112)
5. Naturheilkunde
Vor allem Pflanzen helfen dem Pferdekörper, die Giftstoffe schnell loszuwerden, den Kreislauf stabil zu halten, den Huf zu durchbluten und den Stoffwechsel anzuschieben. Andere naturheilkundliche Maßnahmen wie Homöopathie, Schüssler Salze, Bachblüten, Reiki, Akupunktur usw. können parallel unterstützen.
Quellen / verwendete Literatur:
- Bender, Ingolf (2000): Praxishandbuch Pferdefütterung. Stuttgart: Kosmos Verlag.
- Blobel, Karl (2010):Telefoninterview mit Dr. Karl Blobel, Tierarzt in Ahrensburg, am 18. Mai 2011
- Bührer-Lucke, Gisa (2010): Expedition Pferdekörper. Stuttgart: Kosmos Verlag.
- Gösmeier, Ina und Heüveldop, Sabine (2007): Pferde gesund und vital durch Homöopathie. Stuttgart: Müller Rüschlikon Verlag.
- Meyer, Helmut und Coenen, Manfred (2002): Pferdefütterung. 4., erweiterte und aktualisierte Auflage. Berlin: Parey Buchverlag.
- Rasch, Konstanze (2010) : Diagnose Hufrehe. Stuttgart: Müller Rüschlikon
- Schmidt, Romo und Häusler-Naumburger, Ulrike und Dübbert, Thomas (2002): Hufrehe. Vermeidung – Früherkennung – Heilung; Cham: Müller Rüschlikon Verlag
- The Laminitis Trust: http://www.laminitis.org/
- Vervuert, Ingrid (2010): Telefoninterview mit Dr. Ingrid Vervuert, Institut für Tierernährung, Ernährungsschäden und Diäthetik der Veterinärmedizinischen Universität Leipzig am 19. Mai 2011.
- Eigene Erfahrungen, Erfahrungen anderer Pferdehalter
- Fritz, Christina (2012): Pferde fit füttern: Wie ich mein Pferd artgerecht ernähre. Schwarzenbek: Cadmos Verlag